Du kennst das bestimmt: Monopoly-Abende, an denen einer immer reicher wird, während die anderen einer nach dem anderen aus dem Spiel ausscheiden.
Ob in deiner Kindheit oder später mit deinen eigenen Kindern – dieses Spiel gehörte einfach dazu.
Warum ich Monopoly nie mochte
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dieses Spiel immer schon etwas komisch fand.
Da sitzt man zusammen, will eigentlich einen netten Abend verbringen, und am Ende geht es nur darum, durch den Kauf von Immobilien reich zu werden und andere in den Ruin zu treiben.
Ein durch und durch kapitalistisches Spiel, bei dem einer gewinnt und viele verlieren.
Die Entdeckung, die alles veränderte
Und dann stolperte ich durch Zufall über ein Detail, das mein ganzes Unbehagen plötzlich erklärte:
Wusstest du, dass Monopoly ursprünglich von einer Frau erfunden wurde – und mit einem vollkommen anderen Ziel?
Auf einmal ergab alles einen Sinn. Mein Unbehagen mit diesem Spiel. Die Frage, warum wir unseren Kindern beibringen, dass Gewinnen bedeutet, andere zu übervorteilen.
Und wieder einmal zeigte sich: Was Männer und Frauen beim Thema Geld unterscheidet, hat tiefe Wurzeln.
Eine Frau mit einer radikalen Vision
Lass mich dir von Elisabeth Magie erzählen – einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war.
Sie wurde 1866 geboren und arbeitete um 1900 als Stenografin. Doch viel wichtiger als dieser Job waren ihr politische Ideen, die sie gerne an Interessierte weitergab.
Zu der Zeit gab es eine politische Strömung rund um Henry George, einen Ökonomen und Vertreter der sogenannten Single-Tax-Theorie – der Einheitssteuer.
Henry George hatte etwas erkannt, das bis heute gilt:
Kapitalismus ist gut darin, Reichtum zu erzeugen – aber er ist äußerst schlecht darin, ihn an alle zu verteilen, so dass niemand zurückbleibt.
Er machte Landbesitz und vor allem Monopole für die Armut in den Städten verantwortlich.
Ein Spiel, zwei Welten
Elisabeth Magie hatte eine geniale Idee: Was wäre, wenn man das spielerisch erfahrbar machen könnte?
Sie erfand ein Spiel, das sie “The Landlord’s Game” nannte, und ließ es sogar patentieren. Doch hier kommt das Besondere:
Sie entwickelte für dieses Spiel zwei verschiedene Anleitungen – zwei komplett unterschiedliche Welten auf demselben Spielbrett.
In der ersten Anleitung, den Regeln zur Einheitssteuer, wurden alle Mitspieler belohnt, wenn nur einer davon Geld eingenommen hatte. Niemand blieb zurück.
Gewonnen wurde das Spiel, sobald die Person mit dem geringsten Startkapital ihr Geld verdoppeln konnte. Stell dir das vor, ein Spiel, bei dem alle gemeinsam gewinnen.
Dann gab es noch die zweiten Regeln – die sogenannten Monopoly-Regeln. Die Regeln, nach denen wir heute spielen.
Die Regeln, die zeigen sollten, wie zerstörerisch Monopole sind. Sie waren als Warnung gedacht, nicht als Vorbild.
Wie ein Mann mit einer Frauenidee reich wurde
Und hier beginnt der Teil der Geschichte, der so typisch ist, dass er wehtut.
Elisabeth hatte zwar das Patent, doch sie konnte ihr Spiel nie wirklich vermarkten.
Dann kam Charles Darrow, zu der Zeit ein arbeitsloser Handwerker, und entdeckte dieses Spiel bei Bekannten.
Er nahm die Monopoly-Regeln – ausgerechnet die, die als Warnung gedacht waren –, modifizierte sie ein wenig und verkaufte das Spiel an Parker Brothers.
Elisabeth Magie wurde noch kontaktiert, mit dem Angebot, ihr Landlord’s Game mit den ursprünglichen, kooperativen Regeln als eigenes Spiel herauszubringen. Doch das Spiel floppte und verschwand schnell wieder vom Markt.
Im Gegensatz zu Monopoly. Das mit ihren Regeln einen Mann reich machte. Das heute noch tausendfach verkauft wird. Während die ursprüngliche Erfinderin leer ausging.
Wenn die Warnung zum Symbol wird
Und so geschah etwas, das fast symbolisch ist:
Ein Spiel, das entwickelt worden war, um zu zeigen, wie zerstörerisch Kapitalismus sein kann, wurde zum positiven Symbol für genau dieses System.
Ein Spiel, das einzelne reich macht und viele, viele Menschen zurücklässt – genau wie die Realität, die es kritisieren sollte.
Auch Elisabeth Magie selbst blieb zurück. Ihre Vision vom gemeinsamen Gewinnen verschwand in der Versenkung. Ihre Warnung wurde zum Verkaufsschlager für einen anderen.
Was diese Geschichte mit uns macht
Hättest du gedacht, dass Monopoloy ursprünglich eine ganz andere Ausrichtung hatte?
Immer wieder ein Zeichen dafür, dass wir genauer hinschauen sollten. Oft können wir erst auf den zweiten Blick erkennen, was sich tatsächlich abgespielt hat.
Herzlichst,
Alexandra
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